Mittwoch, 30. April 2014

Sonderausstellung zum Kanalprojekt Karls des Großen in Mainz eröffnet

Mainz (rgzm) - Am 29. April eröffnete das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) die Sonderausstellung »Großbaustelle 793 – Das Kanalprojekt Karls des Großen zwischen Rhein und Donau«. Mittelpunkt der Schau ist ein 793 n. Chr. auf die Initiative Karls des Großen entstandener schiffbarer Kanal, der Rhein und Donau verbinden sollte. Die Ausstellung ist bis einschließlich 10. August im Museum für Antike Schiffahrt zu sehen.

Die rund 300 m2 große Schau basiert auf aktuellen Forschungen des Schwerpunktprogramms »Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter« der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), an dem das RGZM maßgeblich beteiligt ist. Das Interessante: Die Besucherinnen und Besucher erhalten Einblicke in die Fragen und Methoden, mit denen die archäologische Forschung die Relikte einer gewaltigen Baumaßnahme »zum Sprechen« bringt. „Die Ausstellung führt Sie alle unmittelbar in eines der spannendsten, derzeit laufenden Forschungsprojekte zur europäischen Frühgeschichte ein. Aktueller kann eine archäologische Ausstellung nicht sein. Sie ist zugleich unser Beitrag zum Jubiläum Karls des Großen, der vor 1200 Jahren starb.“, sagte Generaldirektor Falko Daim in seiner Begrüßungsrede.

Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz bezeichnete das Mainzer Museum für Antike Schiffahrt als „idealen Ort“ für die Ausstellung über den sogenannten Karlsgraben und betonte: „Das RGZM liefert als eines von bundesweit acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft nicht nur herausragende eigene Forschungsbeiträge. Mit seinen Dauerausstellungen, öffentlichen Vorträgen, Führungen, der Kinderwerkstatt und den Sonderausstellungen widmet es sich auch in besonderer Weise der Aufgabe, wissenschaftliche Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu vermitteln. Die Sonderausstellung zur »Fossa Carolina« mit dem umfangreichen Begleitprogramm ist dafür erneut ein gelungener Beleg.“

Das Fossa Carolina-Projekt und seine Ausstellung

Mehr als 1000 Jahre vor der Erbauung des Ludwig-Donau-Main-Kanals in der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Karl der Große einen Kanal errichten, um die Flusssysteme von Rhein und Donau miteinander zu verbinden. Damit sollte die europäische Hauptwasserscheide überwunden und die Schifffahrt zwischen Nordsee und Schwarzem Meer erleichtert werden. Dieses ambitionierte Vorhaben hat in der Landschaft Spuren hinterlassen, die noch heute von einem der bedeutendsten wasserbaulichen Großprojekte des Frühen Mittelalters Zeugnis geben. Ein aktuelles DFG-Forschungsprojekt untersucht den sogenannten »Karlsgraben«. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie sich das Bauvorhaben auf die umliegende Siedlungslandschaft auswirkte.

Die Ausstellung führt die Besucherinnen und Besucher in den laufenden Forschungsprozess ein. Sie thematisiert planerische und technische Voraussetzungen für den Kanalbau sowie die Art und Weise seiner Nutzung, aber auch wirtschaftliche und machtpolitische Aspekten. Nicht zuletzt zeigt sie, mit welchen Methoden die Wissenschaft diese Fragen beantworten will. „Es handelt sich bei den derzeitigen Studien am Karlsgraben um ein laufendes Forschungsprojekt“, erklärt der Geograph Professor Christoph Zielhofer von der Universität Leipzig. „Viele Fragen sind noch offen. Wir wissen noch nicht, wie lang das Kanalbauwerk tatsächlich war und auch die Anschlussstellen an das natürliche Flussnetz sind noch nicht geortet“.

Der »Karlsgraben« oder auch »Fossa Carolina« genannte Kanal, der sich in der Nähe von Treuchtlingen in Mittelfranken befindet, wird derzeit von Forscherteams der Universität Jena, der Universität Leipzig und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms untersucht. „Nach über 1200 Jahren wird der Karlsgraben durch unser Forschungsprojekt erneut zur Großbaustelle. In der Ausstellung lassen wir Sie an dem laufenden Forschungsprozess teilhaben. Wir möchten Ihnen einen Einblick in verschiedene Facetten des Bauwerkes und in die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Forschenden geben“, so die Archäologin Dr. Stefanie Berg-Hobohm vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Archäologe Professor Peter Ettel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Ein Highlight ist der 1200 Jahre alte Frachtkahn aus der Zeit Karls des Großen. Für die Ausstellung verließ das Schiff zum ersten Mal seit seiner Auffindung vor 25 Jahren das Deutsche Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.


Im Anschluss zieht die Sonderausstellung weiter und wird ab dem 5. September in der Säulenhalle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München gezeigt.