Nürnberg (internet-zeitung) – Am 12. Juni 1871 kam in
Nürnberg ein Junge zur Welt, der als erwachsener Mann einer der berühmtesten
Dinosaurier-Forscher wurde. Sein Name ist Ernst Stromer von Reichenbach. Sein
Vater war der Nürnberger Bürgermeister Karl Otto Freiherr Stromer von
Reichenbach (1831-1891). Seine Mutter hieß Bertha Stromer von Reichenbach
(1842-1916) und war eine geborene von Beust.
Ernst Stromer, wie er sich bescheiden selbst nannte, war der
dritte Sohn seiner adligen Eltern. Vor ihm waren seine Brüder Carl Eduard
Rudolf (1865-1867) und Carl Emil Friedrich (1867-1940), genannt Fritz, geboren
worden. Die Stromer sind ein berühmtes Adelsgeschlecht, das im Mittelalter als
eine der wichtigsten Patrizierfamilien der „Freien Reichsstadt Nürnberg“ galt.
Manche Mitglieder der Familie Stromer fungierten als Handelsherren, Baumeister,
Erfinder, Verwalter der städtischen Steuern („Vorderster Losunger“) und
Bürgermeister von Nürnberg.
Als Schulkind entdeckte Ernst Stromer am Fuß des
Moritzberges bei Nürnberg das versteinerte Gehäuse eines Meerestieres aus der
frühen Jurazeit vor etwa 180 Millionen Jahren. Dieser Ammonit hatte einen
Durchmesser von etwa 40 Zentimetern, wurde im Schloss Grünsberg bei Altdorf
aufbewahrt, aber in den 1980er Jahren gestohlen.
Die Entdeckung des Ammoniten war für Ernst Stromer ein
Schlüsselerlebnis. Sie weckte seinen Berufswunsch, später Paläontologe, also
ein Urzeitforscher, zu werden. Tatsächlich verwirklichte er dies nach
Schulbesuch und Studium und arbeitete an der Bayerischen Staatssammlung für
Paläontologie und historische Geologie in München sowie an der Universität
München.
Im Januar 1911 stieß Ernst Stromer bei seiner dritten und
letzten Ägypten-Expedition in der Bahariyya-Oase in der Sahara auf eine
Fundstelle, an der die ersten Dinosaurier Ägyptens entdeckt wurden. Nach seiner
Abreise im Februar 1911 nahm sein Freund und Helfer, der österreichische
Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916), bis 1914 Grabungen in der
Bahariyya-Oase vor und schickte seine Funde an Stromer nach München.
Bei der Bearbeitung der Funde aus Ägypten identifizierte
Ernst Stromer insgesamt vier bis dahin unbekannte Dinosaurier-Gattungen. 1915
beschrieb er Spinosaurus (Dornen-Echse), 1931 Carcharodontosaurus
(Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Echse aus Ägypten) und 1934 Bahariasaurus
(Echse aus Bahariyya). Tragischerweise gingen die wissenschaftlich wertvollen
Funde bei einem Luftangriff auf München im April 1944 verloren.
Nachdem Ernst Stromer in München zum fünften Mal seine
Wohnung durch Bombentreffer verloren hatte, wohnte er ab 1944 auf Schloss
Grünsberg bei Altdorf, das sich seit 1754 im Besitz der Familie Stromer
befindet. Am 18. Dezember 1952 starb Ernst Stromer im Alter von 81 Jahren in
Erlangen. Sein Grab befindet sich auf dem Nürnberger Johannisfriedhof, wo
berühmte Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten bestattet sind.
Das Leben und Werk von Ernst Stromer werden in dem Taschenbuch „Der
rätselhafte Spinosaurus“ (GRIN-Verlag, München) des Wiesbadener
Wissenschaftsautors Ernst Probst geschildert. Der bis zu 18 Meter lange
Spinosaurus mit einem 1,70 Meter hohen Rückensegel gilt heute als größter
Raub-Dinosaurier sowie neuerdings als ein an das Leben im Wasser angepasster Dinosaurier
und Fischjäger.
http://www.grin.com/de/e-book/299203/der-raetselhafte-spinosaurus
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